Die Architektur der modernen Welt – ein faszinierendes Spannungsfeld zwischen Form und Funktion! “Form Follows Function”, ein Buch von den französischen Architekten Jean-Louis Cohen und Antoine Picon, entführt uns auf eine tiefgründige Reise durch die Entwicklung des modernen Designs. Von den bahnbrechenden Ideen von Frank Lloyd Wright bis hin zu den minimalistischen Meisterwerken Le Corbusiers beleuchtet dieses Werk die Schlüsselmomente der Architekturgeschichte und lässt den Leser an den spannenden Debatten der Moderne teilhaben.
Die Wurzeln der Idee: Von William Morris zur Bauhaus-Schule
Zunächst tauchen Cohen und Picon in die Anfänge der “Form Follows Function”-Idee ein, die ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert bei dem englischen Designer und Sozialreformer William Morris fand. Morris plädierte für eine ehrlichere Gestaltung, in der Form dem Zweck des Objekts untergeordnet sein sollte. Diese Idee fand dann in Deutschland und Frankreich breite Resonanz: Die Bauhaus-Schule, gegründet von Walter Gropius, entwickelte sie weiter und propagierte eine radikal neue Art der Architektur, die auf klaren Linien, Funktionalität und dem Einsatz neuer Materialien wie Stahlbeton basierte.
Das Buch als Reise durch Epochen
“Form Follows Function” ist nicht nur ein theoretischer Essay, sondern auch eine bildreiche Reise durch die Geschichte der modernen Architektur. Zahlreiche Fotos, Zeichnungen und Pläne illustrieren die Entwicklung des Designs, von den frühen Beispielen im Jugendstil bis hin zu den futuristischen Visionen der Nachkriegszeit.
Die Autoren strukturieren ihre Argumentation in chronologischer Reihenfolge, um den Leser Schritt für Schritt durch die verschiedenen Epochen der modernen Architektur zu führen:
Epoche | Wichtige Vertreter | Kennzeichen |
---|---|---|
Jugendstil (Ende 19. Jahrhundert) | Antoni Gaudí, Victor Horta | Organische Formen, fließende Linien, integration von Natur und Kunst |
Bauhaus (1919-1933) | Walter Gropius, Mies van der Rohe, Paul Klee | Funktionalismus, geometrische Formen, Minimierung von Ornamenten |
Internationaler Stil (1920er-1950er Jahre) | Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe | Klarheit, Einfachheit, Verwendung neuer Materialien wie Stahl und Glas |
Nachkriegsarchitektur (1950er-1970er Jahre) | Alvar Aalto, Eero Saarinen | Experimentierfreude, Betonung des Raumes, Integration von Natur |
Kritik an der “Funktion follows Form” Bewegung
Cohen und Picon beschäftigen sich nicht nur mit den positiven Aspekten der “Form Follows Function”-Bewegung. Sie analysieren auch kritisch ihre Grenzen und Schwächen. Oftmals wurde die Funktionalität zu einem Dogma erhoben, das die kreative Freiheit der Architekten einschränkte und zu eintönigen, unpersönlichen Gebäuden führte.
Das Buch plädiert für eine differenziertere Betrachtung der Rolle von Form und Funktion in der Architektur: Es sollte kein starres Dogma sein, sondern ein Leitfaden, der den Architekten hilft, funktionale Lösungen zu finden, ohne dabei die ästhetischen Aspekte zu vernachlässigen.
Fazit: Eine inspirierende Lektüre für alle Architekturliebhaber
“Form Follows Function” ist ein Muss für jeden, der sich für moderne Architektur und Design interessiert. Durch seine klare Struktur, die reichhaltige Bildsprache und die tiefgründigen Analysen bietet es einen wertvollen Einblick in die Geschichte und Philosophie des modernen Designs. Die kritische Auseinandersetzung mit den Grenzen dieser Bewegung regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass eine gelungene Architektur immer ein Gleichgewicht zwischen Form und Funktion finden muss.